Preisträger 2022/23
Die Jury mit Max Dombrowski, Dr. Sandra Hofmeister, Prof. Dr. Markus Holzbach, Prof. Jan Kampshoff, Ulrich Nolting, Prof. Dr. Holger Techen und Marius Mensing (in Vertretung für Prof. Anca Timofticiuc) bewertete Forschungs- und Entwurfsarbeiten, die von Studentinnen und Studenten der Fachrichtungen Architektur, Konstruktiver Ingenieurbau, Produktdesign und Medienkunst eingereicht wurden.
Sie vergab drei gleichrangige Preise und zwei gleichrangige Anerkennungen.
Die GewinnerInnen sind:
Preis für Frederic Chovghi von der Technischen Universität München
Preis für Jonathan Heid vom Karlsruher Institut für Technologie
Preis für Maren Livia Meier von der Technischen Universität Berlin
Anerkennung für Ella Bortenschläger und Tom Seeger von der Staatlichen Akademie der bildenden Künste, Stuttgart
Anerkennung für Simon Kögel, Florian Bauer und Korbinian Ableitner von der Hochschule Augsburg
In die engere Wahl kam das Projekt von Luisa Durst und Mauritz Renz von der Technischen Universität München
Preis: FC795, Kappendecke 2.0
Frederic Chovghi
Technische Universität München, Lehrstuhl Structual Design unter der Leitung von Prof. Pierluigi Dácunto und Lehrstuhl Digital Fabrication unter der Leitung von Prof. Kathrin Dörfler
Beschreibung:
Bei dieser Masterarbeit geht es um eine neuzeitliche Übertragung einer historischen Kappendecke zur modernen Deckenkonstruktion im traditionellen Baustil.
Statik, Baukonstruktion und architektonische Gestaltung sollten so geplant werden, dass die Kappendecke schalungsfrei gebaut werden kann.
Es wurde nach historischen Deckensystemen und neuen, schalungsfreien Bauwerken sowie 3D-gedruckten Konstruktionen und deren Fertigung recherchiert.
Anschließend wurde von einer simulierten Geometrie, einer Formfindung im Hinblick auf den Bestand, dem Herstellungsprozess, dem architektonischen Konzept und schließlich vom visuellen Erscheinungsbild eine Analyse erstellt.
Erst nach Bestätigung der Analyse wurde die Geometrie für den Druck angepasst und schließlich von einem Roboter gefertigt.
In der Designstudie konnten mehrere Prototypen im Rahmen dieser Masterarbeit hergestellt und bewertet werden, um die architektonische Anwendbarkeit zu demonstrieren.
Jurybegründung:
Das sehr gut durchdachte und mittels Versuchsmodellen konsequent durchgeführte Projekt wurde von der Jury als überaus innovativ eingestuft. Durch seine genaue architektonische Gestaltung, der textlichen Ausarbeitung und der klaren Präsentation der Aufbauten zeigt sich die Tiefe im Umgang mit dem Wettbewerbsthema.
Bildnachweis: © Frederic Chovghi
Preis: BB591, Bewusstsein Bauen - Ein Zentrum für das neue europäische Bauhaus
Jonathan Heid
Studierender am Karlsruher Institut für Technologie, Fachgebiet Baukonstruktion unter der Leitung von Prof. Ludwig Wappner
Beschreibung:
Die Arbeit steht im Kontext des Klimawandels und des überdurchschnittlichen Verbrauchs von Ressourcen.
Für den Entwurf wurden vier Pavillons in Karlsruhe gewählt, welche durch eine Schadstoffbelastung seit dem Jahr 2016 leer stehen. Das Gebäudeensemble wurde 1964 errichtet und basiert auf einem Raster von 7,5 x 7,5 m. Für den damaligen Ausbau von Hochschulen wurde ein eigener Systembaukatalog entwickelt. So konnten die Gebäude durch die Verwendung modularisierter Betonelemente schnell errichtet werden.
Heute sind die sehr fortschrittlichen Ideen dieser Zeit in Vergessenheit geraten und eine passende Nachnutzung der Pavillons wurde bis dato nicht umgesetzt. Das Konzept des Entwurfs nutzt die wertvollen Systembaukonzepte aus dieser Entwicklung und transferiert sie in die heutige Zeit. Durch den Erhalt und die Transformation alter Konzepte und Strukturen des Bestandes werden Energie und Ressourcen gespart. Des Weiteren zeigt das Konzept, wie wertvoll die bestehenden Betonsystembauten sein können. Zum einen durch ihre konstruktive Ästhetik und zum anderen durch ihre langlebigen Betonskelette.
Weiterhin soll das Gebäudeensemble konstruktive Umsetzungsmöglichkeiten aufzeigen, welche ein kreislaufgerechtes und klimapositives Bauen im Bestand ermöglichen. Aus diesem Grund werden viele Teile wiederverwendet, welche in eine neue Form gebracht werden können oder solche, die über genormte Maße verfügen und in großer Anzahl vorliegen, wie zum Beispiel Stahlträger, Industriegitterroste oder Teile der bestehenden Fassade. Neue Bauteile werden ressourcenschonend aus kreislaufgerechtem Material hergestellt und demontierbar gefügt. Auch Teile des Betonabbruchs werden in Form von Außenmöbeln wiederverwendet. So soll das Gebäude durch seine Nutzung und seine konstruktive Umsetzung dazu beitragen, die Gesellschaft und Politik für eine kreislaufgerechte und klimapositive Architektur zu sensibilisieren.
Begründung:
Die Jury ist von diesem klassischen 70er Jahre-Bau im neuen Kleid begeistert. Die gelungene Transformation des modularen Bauens mit einer architektonischen Leichtigkeit hat die Jury überzeugt. Ein sehr gut ausgearbeiteter Entwurf in Hybridbauweise, dazu sorgfältig und arbeitstechnisch bis zum Ende recherchiert.
Bildnachweise alle: © Jonathan Heid
Preis: ii306, Stadt Land Kies
Maren Livia Meier
Studierende an der Technische Universität Berlin, Fachgebiet Landschaftsarchitektur Freiraumplanung unter der Leitung von Prof. Undine Giseke
Beschreibung:
Das Entwurfsprojekt befasst sich mit Klimaschutz und Ressourcenschonung im Bauwesen und gegen den inflationären Verbrauch von Beton. Dabei geht es insbesondere um die ungebrochen in eine Richtung verlaufenden Materialflüsse von Rohstoff zu Baustoff, bei der an einem Ort abgetragen, an einem anderen akkumuliert wird. Visionär versucht man hier einen Paradigmenwechsel von einer Linear- zu einer Kreislaufwirtschaft.
Ein Reallabor in Mühlberg mit den Schwerpunkten Recycling, Sanierung sowie der Produktion alternativer Baumaterialien, wird dabei zu Deutschlands erstem zentralen Forschungs- und Versuchsstandort im Zeichen der Bauwende.
Parallel dazu wird in Berlin ein Materiallabor mit einem offen einsehbaren Materiallager errichtet. Dabei wird das Materiallager als Zwischenlager für Prozesse des Urban Minings und als Umschlagplatz für diverse Baumaterialien in Berlin genutzt. Altbeton von verschiedenen Baustellen findet in den dafür vorgesehen Materialkammern Platz bis dieser zur Fragmentierungsanlage nach Mühlberg transportiert wird.
Auch rückgebaute Bauteile können im Materiallager bis zur Wiederverwendung in neuen Bauprojekten zwischengelagert werden. Alle ein- und ausgehenden Materialien werden dokumentiert und digitalisiert sowie über einen Online-Materialmarkt zum Kauf angeboten.
Die Menschen sollen durch Transparenz über Prozesse in der Rohstoff- und Materialverwertung, den Dimensionen bei Material- und Baustoffverwendung sowie über die Entwicklung neuer Baustoffe sensibilisiert werden.
Jurybegründung:
Die gedankliche Auseinandersetzung über Materialkreisläufe wird als eine sehr wichtige Arbeit eingestuft und hat der Jury besonders gefallen. Das Projekt ist hervorragend ausgearbeitet und befasst sich beispiellos mit der Rohstoff- und Materialverwertung und gibt dazu Denkanstöße über Material- und Baustoffverwendung und der Entwicklung neuer Baustoffe.
Bildnachweis: © Maren Livia Meier
Anerkennung 2022/23
Anerkennung: BT009, Bagno Thermale Naturale
Ella Bortenschlager l Tom Seeger
Studierende an der Staatlichen Akademie der bildenden Künste Stuttgart, Lehrstuhl für Entwerfen unter der Leitung von Prof. Bettina Kraus
Beschreibung:
Ein im Norden Mailands unvollendetes, ungenutztes und vergessenes Gebäude aus Beton mit Türmen in verschiedenen Höhen und abgestuften vorkragenden Wänden mit obenauf einem expressives Tragwerk wird zur Inspiration dieser Entwurfsarbeit.
Die neue Nutzung als Thermalbad, welches das große brachliegende Grundstück als Naturklärwerk mit nutzt, verbindet das stark Atmosphärische der Innenräume mit dem maschinenhaften Charakter des Gebäudes. Es wird nicht nur als Ort der Erholung an die Menschen zurückgegeben, sondern trägt auch durch Wasserklärung und Verdunstung zum besseren Mikroklima der Umgebung bei. Aus einem Ort des kollektiven Versagens wird ein Paradies.
Jurybegründung:
Ein wunderbares Beispiel für die Transformation eines bestehenden, ungenutzten Gebäudes. Ein atmosphärisch starkes Projekt, mit viel Spannung.
Trotz einer gewissen Düsterheit versprüht der Entwurf Frische und Jugendhaftigkeit, Freude und Aufregung. Mit der Aufbereitung, der Planung und eines überzeugenden Nutzungskonzepts ist eine überaus gelungene Auseinandersetzung mit der bestehenden konstruktiven Struktur des Gebäudes im Kontext der Nachhaltigkeit gelungen.
Bildnachweis: © Ella Bortenschlager/Tom Seeger
Anerkennung: SW147, Die Surfwelle
Florian Bauer l Korbinian Ableitner l Simon Kögel
Studierende an der Hochschule Augsburg, Fachbereich Bauingenieurwesen / Massivbau unter der Leitung von von Prof. Sergej Rempel
Beschreibung:
Wassersportlern, wie z.B. Surfern, soll an einem Ort in Augsburg eine Freizeitmöglichkeit geboten werden. Dafür wurde ein patentiertes Konzept zur Errichtung einer künstlichen Flusswelle entwickelt.
Aus Gründen der Nachhaltigkeit wurde die Welle zum einen aus Recyclingbeton und zum anderen aus Carbonbetonfertigteilen gebaut.
Passend zur Klimaneutralität des Projektes wurde in mehreren Versuchen ein selbstverdichtenden Recyclingbeton entwickelt, der zu 100 % aus RC-Material besteht. Es muss somit kein neues Material wie Sand und Gestein verwendet werden.
Durch das Verwenden von Carbonbewehrung konnte die Bauteildicke von Anfangs geplanten 34 cm auf 12 cm reduziert werden. Grund dafür ist die sehr geringer Betondeckung bei Carbonbeton. Außerdem ist das nicht korrodierende Material optimal geeignet für Bauteile im wechselnd trockenem und nassem Bereich.
Jurybegründung:
Das Projekt überzeugte die Jury durch die stringente Umsetzung eines umfassenden Konzeptes. Über einen eigens entwickelten selbstverdichtenden Recyclingbeton und einer Materialreduzierung erfolgte eine konsequent nachhaltige und klimaneutrale Planung und Ausführung.
Bildnachweis: © Florian Bauer,/Simon Kögel/Korbinian Ableitner
Engere Wahl 2022/23
Engere Wahl: LM079, Marriage battel of materials
Luisa Durst l Mauritz Renz
Studierende an der Technischen Universität München, Digital Fabrication unter der Leitung von Prof. Kathrin Dörfler / Lehrstuhl für Entwerfen und Konstruieren unter der Leitung von von Prof. Florian Nagler
Beschreibung:
Das Projekt beinhaltet den Entwurf eines fünfgeschossigen Wohnbaus, der Gemeinschaftsflächen für die Bewohner in den oberen Etagen vorsieht und eine öffentliche Marktfläche im Erdgeschoss integriert.
Das Hauptziel besteht darin, moderne Technologien zu implementieren, um unter Einsatz der derzeit verfügbaren Materialien eine nachhaltigere Bauweise zu erreichen.
Um den Materialverbrauch und den anfallenden Abfall zu minimieren, werden monolithische und trennbare Elemente eingesetzt. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, die CO2-Emissionen zu reduzieren und somit einen positiven Beitrag zur Umweltbilanz zu leisten. Des Weiteren soll durch den Einsatz von Automatisierungstechnologien, ähnlich wie in anderen Industriezweigen wie beispielsweise der Automobilindustrie, der erforderlichen Arbeitskräfte reduziert werden. Dieser Ansatz stellt eine präventive Maßnahme gegen den drohenden Fachkräftemangel dar.
Beton wird aufgrund seiner hohen CO2-Emissionen häufig kritisiert, allerdings sind seine Formbarkeit und statischen Eigenschaften für die Baubranche von großer Bedeutung und nahezu unverzichtbar. Im Rahmen dieses Materialkonzepts wird daher ein effizienter und gezielter Einsatz der jeweiligen Materialien angestrebt.
Das vorgeschlagene Konzept sieht die Verwendung eines großformatigen 3D-Druckers für die additive Fertigung vor, der mit zwei Druckköpfen ausgestattet ist. Der erste Druckkopf verarbeitet statisch hochwertigen Beton, während der zweite Druckkopf ein Lehmgemisch für die Erfüllung der thermischen und hygrischen Anforderungen der Gebäudehülle verwendet. In der Materialextrusion kompensieren die Vorteile des einen Materials die Nachteile des anderen, wodurch ein optimales Zusammenspiel beider Materialien gewährleistet wird. Der simultane Druckprozess beider Materialien ermöglicht, dass jede Schicht der gegenseitigen Unterstützung dient und somit neue geometrische Freiheiten in der Bauweise eröffnet.
Jurybegründung:
Ein gut ausgearbeiteter Entwurf mit einer klar konstruktiven Erklärung.
Für die Jury ein interessantes Konzept zum Bau eines Hybridgebäudes durch Materialkombination von Lehm und Beton unter Einsatz des 3D-Drucks als additive Fertigungsmethode.
Bildnachweis: © Luisa Durst/Mauritz Renz
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